Lebensader pulsiert wieder
Dörzbach: B19 nach mehr als einem jahr Bauzeit eröffnet
DÖRZBACH.
Mehr als ein Jahr lang war Dörzbach vor allem eins: ein Hindernis, das es zu überwinden, das es weiträumig zu umfahren galt. Nun ist es vollbracht, die Bundesstraße 19, gleichzeitig Ortsdurchfahrt der Jagsttalgemeinde, ist fertig. Die Gräben sind verschlossen, die Bauarbeiter haben ihre Siebensachen gepackt, Baustellen-, Sperr- und Umleitungsschilder sind verschwunden.”409 Tage lang war Dörzbach in Aufruhr”, sagt Bürgermeister Andy Kümmerle am Montag bei der offiziellen Wiedereröffnung. Aber wenn man das Ergebnis sehe, könne man stolz sein.
Doch zu sehen ist genau genommen nicht viel – gut, ein neuer Straßenbelag und barrierefreie Bushaltestellen. Das sorgt aber beim gemeinen Autofahrer auf Durchfahrt wohl für eher mäßige Bewunderung. Was zählt, sind aber die inneren Werte: eine komplett neue Wasserleitung und Speedpipes für das schnelle Glasfaserinternet zu jedem Grundstück. “Insgesamt 2,16 Millionen Euro wurden verbaut”, sagt Kümmerle.
Zuschuss
Möglich war das der finanzschwachen Gemeinde nur über Fördermittel. Die Erneuerung der Wasserleitung etwa wurde mit satten 80 Prozent bezuschusst. Und das, obwohl es zunächst nicht gut aussah für das Projekt: “Beim Landratsamt hat man uns gesagt, wir brauchen gar keinen Antrag zu stellen”, berichtet Kümmerle. Das Geld in dem ohnehin spärlich befüllten Fördertopf gehe wohl vor allem an das 2016 vom Unwetter gebeutelte Braunsbach. Als klar wurde, dass der Bund eine Deckensanierung der B 19 plant, wendete sich das Blatt für Dörzbach.Eine sanierungsbedürftige Wasserleitung aus der Zeit des deutschen Kaiserreichs und eine Straße, die ohnehin aufgerissen wird: Damit stellten sich die Dörzbacher bei Volker Binkele vom Regierungspräsidium vor. “Die Chancen waren gering, aber Herr Binkele hat sich sehr für unser Vorhaben eingesetzt”, sagt Kümmerle. Mit Erfolg.
Leidenszeit
Im April 2018 ging es schließlich los. Die Bauzeit sei vor allem für die Anwohner und die Geschäftsinhaber im Ort auch eine Leidenszeit gewesen, betont Kümmerle. “Die Bürger haben viel Schmutz und Lärm ertragen”, ergänzt Planer Edgar Kraft, vom Büro Walter und Partner. Durch den heißen Sommer sei es sehr staubig zugegangen. Da die Lebensader Dörzbachs jetzt wieder pulsiere, komme aber sicher auch wieder neuer Schwung ins Geschäftsleben, sind sich die Verantwortlichen einig.Für die Bauarbeiter waren einerseits Pkw- und Lkw-Fahrer ein Ärgernis, die trotz Sperrung plötzlich mitten in der Baustelle auftauchten und teils feststeckten. Andererseits war der heiße Sommer eine schweißtreibende Herausforderung: “Trotzdem haben meine Jungs nur wenig und nur versetzt Urlaub genommen”, betont Projektleiter Markus Amann von der Firma Leohnard Weiss. Auch Feiertage und Brückentage seien mit viel Engagement beackert worden, um schnell voran zu kommen. Die ursprünglich geplante Bauzeit bis Dezember 2018 konnte zwar nicht eingehalten werden, doch das sei vor allem der einen oder anderen unterirdischen Überraschung geschuldet gewesen, berichtet Edgar Kraft.