Zentralhochbehälter, Ultrafiltrationsanlage und Leitungsbau: Konzept für die nächsten 20 Jahre erarbeitet.
Oedheim. Brunnen, die nicht mehr die übliche Wassermenge liefern, ganz trocken laufen oder bei Hochwasser vom Netz genommen werden müssen: Die Klimaveränderungen stellen auch die Region vor wachsende Probleme. „In Oedheim sah es bisher noch gut aus“, versicherte Bürgermeister Matthias Schmitt zur Wasserversorgung.
Um langfristig die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, weiterhin eine sehr gute Wasserqualität für alle Ortsteile zu erzielen sowie nicht zuletzt mit Blick auf nötige Sanierungen, bringt die Gemeinde nun ein zehn Millionen Euro schweres Investitionspaket auf den Weg. Es soll schrittweise innerhalb der nächsten zehn bis 20 Jahre umgesetzt werden.
2019 wurde beim Adelsheimer Ingenieurbüro WALTER+PARTNER GbR ein Strukturgutachten zur Wasserversorgung in Auftrag gegeben. Dass es zur umfassenden Konzeption angewachsen ist, hat seinen Grund in den Bestandsanlagen. So müssten zahlreiche Pumphäuser und Hochbehälter, etwa in Degmarn, Falkenstein oder auf dem Neuberg, saniert werden. Das käme noch rund eine Millionen Euro teurer, als die Wasserversorgung neu zu ordnen. „Zudem hätten wir in der Versorgungssicherheit nichts verbessert“, sagte der Rathauschef.
Grundlegende Arbeiten
Das Konzept, das der Büroleiter Carsten Sans vorstellte, sieht mehrere grundlegende Maßnahmen vor. So soll der Sammelbehälter in der Au für 3,1 Millionen Euro umgebaut werden und eine „luftwasserrückgespülte Trinkwasseraufbereitungsanlage“ ohne ergänzende Trinkwasserenthärtung erhalten. Die Ultrafiltrationsanlage bewirkt, dass die Wasserqualität der Eigenbrunnen verbessert und dadurch mehr Eigenwasser genutzt werden kann . So könnte es laut Bürgermeister Schmitt sogar möglich sein, einen der insgesamt sechs Brunnen in der Au, der derzeit stillgelegt ist, wieder einzubinden.
Außerdem soll es für die gesamte Gemeinde zu Kosten von knapp 1,9 Millionen Euro einen zentralen Hochbehälter „Seeberg“ mit rund 15 Metern Höhe und einem Fassungsvermögen von zweimal 800 Kubikmeter Wasser geben. Er ist in den Weinbergen über Lautenbach als höchstem Punkt mit Nähe zu den Versorgungsbereichen geplant, soll in der Optik einer Feldscheune mit Edelstahlbehälter zur Ausführung kommen und die meisten anderen Bauwerke überflüssig machen.
So ermöglicht der zentrale Hochbehälter, dass alle Ortsteile zukünftig die gleiche Wasserqualität erhalten. Denn derzeit bekommt das Neudorf über den Hochbehälter Heuchlingen ausschließlich Wasser von den Stadtwerken Bad Friedrichshall, während dem Altdorf und Degmarn ein jeweils hälftiger Mix aus Bodenseewasser sowie Wasser aus verschiedenen Eigenbrunnen zur Verfügung steht. Zusätzlich garantiert er, dass bei dem möglichen Ausfall eines Brunnens kein Ortsteil auf dem Trockenen sitzt.
Dies macht mit Pumpen verbundene Stichleitungen ins Ortsnetz nötig. Um das Wasser aus dem Sammelbehälter Au in den zentralen Hochbehälter zu pumpen, ist für 5,4 Millionen Euro der Neubau von Verbindungsleitungen mit 16,2 Kilometern Gesamtlänge anvisiert.
Förderungen
Die Förderkulisse lässt für die Neukonzeption der Wasserversorgung eine knapp 70-prozentige Förderung der Baukosten zu. Nach drei Abklärungsgesprächen mit dem Regierungspräsidium (RP) soll nun im Oktober der Förderantrag gestellt werden, dem der Gemeinderat bereits im Mai zugestimmt hatte. Wie Carsten Sans rechnet auch Bürgermeister Schmitt mit Zuwendungen in Etappen. Welcher Abschnitt zunächst angegangen wird, werde im Zusammenspiel von RP und Gemeinde geklärt. Zugleich unterstrich er die Unerlässlichkeit der Förderung: Nur, wenn sie genehmigt werde, könne die Neukonzeption angegangen werden.
Im Rahmen der Neukonzeption der Wasserversorgung soll der Wasserturm im Neuberg als Hochbehälter außer Dienst genommen werden, als Wahrzeichen aber erhalten bleiben und deshalb die fällige Betonsanierung erhalten.
Bilanziertes Wasserangebot
Die Notwendigkeit der vorgestellten Maßnahmen an der Wasserversorgung machte Carsten Sans am derzeitigen und bilanzierten Wasserangebot deutlich. 2017 kamen in Oedheim 14,3 Liter pro Sekunde (l/s) aus Eigenwasservorkommen, sieben l/s vom Fremdwasserbezugskontingent der Bodenseewasserversorgung und 3,17 l/s von den Stadtwerken Bad Friedrichshall. Nach Vorhersagen des Landes Baden-Württemberg ist davon auszugehen, dass Quell- und Tiefbrunnenschüttungen in den kommenden Jahren um 20 bis 50 Prozent zurückgehen. Danach lasse sich für die Gemeinde nur noch von 8,58 l/s aus Eigenwasservorkommen ausgehen. Dies könne bei einem notwendigen Wasserbedarf im Spitzenlastbereich von 23,90 l/s dazu führen, dass 5,15 l/s fehlten.
(Artikel aus der Heilbronner Stimme vom Mittwoch, 28.07.2021)