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Königheim – Hochwasserschutz ab sofort voll funktionsfähig

Königheim Hochwasserschutz

Hochwasserschutz ist ab sofort voll funktionsfähig.

Großprojekt in Königheim: Alle Beteiligten sind bei technischer Bauabnahme des Rückhaltebeckens und Rückhaltedamms mit Verlauf der Arbeiten zufrieden.

Punktlandung: Nach 22 Monaten Bauzeit erfolgte am Montag die technische Abnahme der neuen Hochwasserschutzanlage in Königheim. Nicht nur der Zeit-, auch der Kostenplan wurde eingehalten.

Von Susanne Marinelli

Königheim. Ab sofort ist der Königheimer Hochwasserschutz komplett funktionsfähig, freuen sich alle am Projekt Beteiligten. Zufrieden sind sie auch mit dem reibungslosen Verlauf der seit März 2019 laufenden und nun bis auf Kleinigkeiten abgeschlossenen Arbeiten.

Der Hochwasserschutz beschäftigt die Königheimer schon ewig, vor allem aber seit der verheerenden Hochwasserflut am 21. Juni 1984. Bis Ende der 1980er Jahre sei man damals in der Gemeinde mit dem Wiederaufbau beschäftigt gewesen, blickt Bürgermeister Ludger Krug zurück. Danach sei überlegt worden, wie ein wirksamer Hochwasserschutz geschaffen werden kann.

Es war ein langer Weg bis zum nun fertiggestellten Bau des rund 110 000 Kubikmeter Wasser fassenden Rückhaltebeckens samt knapp sieben Meter hohem Rückhaltedamm im Gewann „Röhrenfeld“ sowie der Anpassung von Ufermauern und drei Brücken über den Brehmbach in der Ortschaft. 1997 gab es eine Flussgebietsuntersuchung durch die Universität Karlsruhe. Daraus folgte der Plan, vier kleinere Hochwasserrückhaltebecken am Brehmbach zu bauen.

Nach der Änderung der Förderrichtlinie Wasserwirtschaft des Landes Baden-Württemberg 2005 zeigte sich, dass nur noch die nun verwirklichte Anlage in Königheim förderfähig war.

Imposante Zahlen

Um das Rückhaltebecken und den Damm unter beziehungsweise auf die grüne Wiese setzen zu können, mussten die bislang dort verlaufenden Versorgungsleitungen umgelegt werden. Insgesamt haben die Arbeiter 30 000 Kubikmeter Erde bewegt. 23 000 Kubikmeter davon entfielen allein auf die Dämmschüttung. Das entspreche rund 23 000 Lkw-Ladungen, berechnet Bürgermeister Krug sichtlich beeindruckt.

Xaver Baumann, der für das Ingenieurbüro WALTER+PARTNER GbR vor Ort als Bauleiter fungiert hat, nennt weitere imposante Zahlen: So wurden auf insgesamt 6 350 Quadratmetern Asphaltwege gebaut sowie 136 Tonnen Stahl und 1 215 Kubikmeter Beton verbaut. Während der Stahlbetonarbeiten musste das Grundwasser Tag und Nacht aus der Baugrube abgepumpt werden.

Ebenso imposant wie der Materialeinsatz ist die Höhe der Kosten. „Wir sind mit 5,335 Millionen Euro ins Rennen gegangen“, verweist Krug auf die Finanzplanung für das Projekt inklusive Ingenieurleistungen und den Honoraren für die statischen Berechnungen. Gefördert wird das Großprojekt vom Land mit rund vier Millionen Euro. Auch wenn die Endabrechnung erst im nächsten Jahr erfolgen wird, ist sich der Bürgermeister sicher: „Wir werden den veranschlagten Betrag nicht überschreiten.“

Davon, dass das Geld gut angelegt ist, sind alle Beteiligten überzeugt. Denn die Anlage ist so ausgelegt, dass sie Königheim vor einem Hochwasserstand, wie er statistisch gesehen alle 100 Jahre vorkommt, schützen soll. Für den Brehmbach würde das einen Pegelstand von zirka 5,50 Meter bedeuten, so Baumann. Käme es zu einem Vollstau, bei dem das maximale Volumen des 110 000 Kubikmeter Wasser fassenden Beckens ausgeschöpft wäre, fließe das Wasser zwangsläufig wie bei einem Wehr über die 140 Meter lange Überfallschwelle. Dadurch werde ein Brechen des Damms, wie es bei der Fronleichnamsflut der Fall war, verhindert. Der Bürgermeister: „Wir sind jetzt für ein Hochwasser aus den Bereichen Brehm- und Gießbach gewappnet.“

Das Besondere an dem Bau ist, so Baumann, dass es sich um ein gesteuertes Hochwasserrückhaltebecken mit kombinierter Hochwasserentlastungsanlage handele. Die Pegelmessung erfolge automatisch in regelmäßigen Abständen am Oberstrom des Brehmbachs vor dem Wasserdurchlass im Damm sowie unter der Brücke der Kreisstraße 2893. Steige der Wasserstand auf eine gewisse Höhe, fahre das Becken automatisch zu, erklärt der Bauleiter. Gleichzeitig werde mittels der Fernwirktechnik der Stauwärter der Gemeinde informiert. Dieser könne sich zudem jederzeit in das System „einschalten“.

All das sowie die Dichte des Damms kann bei dem amtlich vorgeschriebenen Probebetrieb der Anlage getestet werden. Bei dieser Simulation ist vorgesehen, den Brehmbach künstlich aufzustauen. Ziel ist, das Rückhaltebecken zu 60 Prozent mit Wasser zu füllen. „Das kann je nach natürlichem Wasserstand des Bachs zwei bis drei Wochen dauern“, erklärt der Geschäftsführende Gesellschafter von WALTER+PARTNER GbR, Diplom-Ingenieur Carsten Sans. Und damit bei dem Testlauf die Bewohner des Bachunterlaufs nicht im wahrsten Wortsinn auf dem Trockenen sitzen, erfolgt das Ganze nur dann, wenn trotz Rückstau das Wasser noch für einen guten Durchfluss reicht.

Als hervorragend stufen die Vertreter der am Bau des Hochwasserschutzes beteiligten Unternehmen und Krug die Zusammenarbeit in den vergangenen Monaten ein. Ein dickes Extra-Lob hat Sans für Polier Lothar Bockmeier. Dieser habe sich stets als „Fels in der Brandung erwiesen“. Dieter Götzinger, stellvertretender Niederlassungsleiter der Firma Wolff + Müller, betont: „Alle haben an einem Strang gezogen.“ Und der Bürgermeister bestätigt im Namen der Verwaltung: „Aus unserer Sicht als Auftraggeber hat alles hervorragend funktioniert.“

© Fränkische Nachrichten, Zeitungsartikel vom 24.12.2020