Projekt kostete eine Million Euro und ist Teil der zukünftig zentralen Wasserversorgung über den Zweckverband Mittlere Tauber.
Werbach. Von außen gleicht das Gebäude eher einem schmucklosen Holzkasten. Doch das täuscht, denn das Innere ist beeindruckend, angefangen vom tiefblauen mit Kunstharz beschichteten Fußboden über blitzende Rohre, bis hin zu den zwei riesengroßen fast sechs Meter hohen matten Edelstahltanks. Sie bilden das Herz der Anlage und fassen je 150 Kubikmeter Wasser, das aus dem Kellerbrunnen und der Riedwiesenquelle stammt.
Die Bauarbeiten für den Hochbehälter „Attenberg“ begannen im Frühjahr 2021 und wurden von der Hydro-Elektrik GmbH aus Ravensburg ausgeführt. Das Projekt leitete Frieda Elenberger vom Ingenieurbüro WALTER+PARTNER GbR in Tauberbischofsheim. Zusätzlich zum Bau der Behälter und Umhausung mussten Wasserleitungen sowie Strom und Steuerkabel vom noch bestehenden zum neuen Behälter verlegt werden.
Versorgung ist gesichert.
Der neue Hochbehälter sichert die Wasserversorgung des Hauptorts der Kommune. Für die Bewohner des Neubaugebiets in Werbach sind nun die Probleme mit dem zu geringen Wasserdruck mit dem Anschluss des neuen Hochbehälters behoben. Der Altort wird noch über den bisherigen Hochbehälter versorgt. Wird dieser im kommenden Jahr außer Betrieb genommen, wie Elenberger mitteilte, wird eine Druckregelstation benötigt, die den Wasserdruck für den Altort reduziert.
Am vergangenen Mittwoch nun folgte die Einweihung des eine Million teuren Projekts. Mit dabei auch Werbachs Wassermeister Thomas Dahner. Er ist natürlich angetan vom Neubau. Und nicht nur, weil die aufwendigen Reinigungsarbeiten entfallen, denn eine automatische Reinigung ist integriert. Stolz schwingt mit, als er auf die zahlreichen Luken hinweist, durch die man ins Innere der Behälter schauen kann.
17 Grad kalt und glasklar ist das Wasser. Als die Teilnehmer der kleinen Zeremonie eintreffen, öffnete er ein Regelventil von Hand, füllt neues Wasser nach, um den Besuchern einmal Bewegung im Wasser zu zeigen.
Der Blick auf die Technik: Geschäftsführer des Zweckverbands “Mittlere Tauber”, Klaus Seidenspinner, ist zufrieden.
„Eine der größten Herausforderungen der Menschheit ist die Versorgung mit qualitativ einwandfreiem Trinkwasser. Denn Wasser ist das wichtigste Lebensmittel, das wir haben und ist durch nichts zu ersetzen“, sagt Bürgermeister Ottmar Dürr. Umso mehr freue ihn die Umsetzung der Eigenmaßnahme, über welche die Kommune eine weitere Versorgungssicherheit erhalte und dies über Generationen hinweg. „Jeder Euro, den wir in diese Maßnahme der Wasserversorgung investieren, ist eine Investition in die Zukunft.“ Insgesamt musste für den Bau des neuen Hochbehälters eine Summe von 981 892 Euro aufgewendet werden, 785 500 Euro steuerte das Land bei. Die Förderquote beläuft sich somit auf 80 Prozent. Die Differenz von 117 000 Euro trägt die Kommune. Dürr erinnert auch daran, dass er als einziger noch im Amt tätiger Bürgermeister der sechs beteiligten Kommunen den Zweckverband von seiner Geburtsstunde an begleitet habe. Mit Nachdruck lobt er die konstruktive Zusammenarbeit im Zweckverband.
Auch Tauberbischofsheims Bürgermeisterin Anette Schmidt hat das Projekt der zentralen Wasserversorgung durch den eigens gegründeten den Zweckverband von Anfang an verfolgt – zu Beginn jedoch noch aus ihrer Position bei der Kommunalaufsicht heraus. Seit zwei Jahren ist Schmidt Vorsitzende des Zweckverbands. „Ich mache das auch sehr gern, weil die Arbeit konstruktiv und sachlich läuft“, betont sie an diesem Tag. Besonders streicht sie in diesem Fall die enge Zusammenarbeit, den „guten Draht“, zum Regierungspräsidium Stuttgart heraus. Als Beispiel nennt sie die hohe Förderquote, mit der das Land seit Jahren die Maßnahme finanziell unterstützt. „Die Förderung bekommen zwar wir, aber sie fließt in unsere Gebührenkalkulation ein und deshalb kommt dieses Geld auch direkt beim Bürger an.“
Inzwischen seien etwa 80 Prozent des Projekts für die neue Wasserversorgung umgesetzt. Die Verbandsvorsitzende spricht vom Endspurt. Die Kosten nach kompletter Fertigstellung beziffert Schmidt auf rund 65 Millionen Euro.
„Qualitativ und quantitativ verlässliche Trinkwasserversorgung ist die elementare Aufgabe von uns Kommunen“, sagt Anette Schmidt. „Regionales Wasser regional aufbereitet und regional an die Bürger verteilt – das ist eine tolle Sache, die wir begleiten dürfen“, so Schmidt weiter.
Klaus Seidenspinner ist Geschäftsführer des Zweckverbands „Mittlere Tauber“. Inzwischen sei jedem Bürger bewusst, wie wichtig eine eigene Versorgung ist, meint er. Der Ingenieur erinnert an die zahlreichen Diskussionen rund um die Gründung des Zweckverbands, die hohen Eigenleistungen und zu tragenden Kosten für die eigenständige Wasserversorgung im mittleren Taubertal. „Im Nachhinein ist es aus meiner Sicht der absolut richtige Weg. Heute stehen wir an einem Punkt, an dem wirklich jeder Bürger die Notwendigkeit einer funktionierenden Wasserversorgung mehr zu schätzen weiß“, so Seidenspinner.
Der Geschäftsführer weist in seiner Rede auch drauf hin, dass die Bauarbeiten für den Anschluss der Gemeinde Werbach bereits im Frühjahr starteten und im Welzbachtal sehr weit fortgeschritten seien. Wie Seidenspinner gegenüber den FN sagt, fehlen nur noch 500 Meter Rohrleitung in Richtung Pumpwerk Stürmershölzlein. Im November soll der Leitungsbau abgeschlossen sein, so dass Anfang kommenden Jahres Wenkheim, Brunntal, Werbachhausen und Werbach auf die neue Wasserversorgung umgestellt werden können.
Endlich weiches Wasser
Die Entkalkungsanlage wird derzeit im neuen Wasserwerk in Dittigheim eingebaut. Mit der Umstellung im Frühjahr im Welzbachtal auch entsprechend weiches Wasser aus dem Hahn fließen wird.
Bis Ende 2024 sollen dann auch Gamburg und Niklashausen an die neue Wasserversorgung angeschlossen werden. Der Förderbescheid für den Leitungsbau von Werbach nach Gamburg wurde vom Regierungspräsidium bereits im Juni an den Zweckverband übergeben. Bis Ende des Jahres sollen die notwendigen Ausschreibungen erfolgen, so dass im Frühjahr 2023 mit dem Leitungsbau begonnen werden kann. „Aufgrund der Strecke von 6,5 Kilometern werden wir Ende 2024 fertig sein“, hofft der Geschäftsführer. Parallel dazu wird die Kommune als Eigenmaßnahme den Leitungsbau von Gamburg nach Niklashausen durchführen.
Einig waren sich alle Redner, dass Koordinierung von kommunalen Maßnahmen und Verbandsmaßnahmen für die neue Wasserversorgung zwar eine Herausforderung sein, bisher aber reibungslos geklappt habe.
(FN, 12.08.2022, © Fotos: Heike Barowski, Michael Geringhoff)